Reeser Riesentafelente gesichtet

Höhenflüge: Die jüngste Zählung von Zugvögeln und Wintergästen
an der Flutmulde brachte spannende Ergebnisse, Nr.2/2014

Reeser Riesentafelente gesichtet

Die erste Riesentafelente in NRW besucht die Flutmulde.

Bauen im Einklang mit der Pflanzen- und Tierwelt – das ist an der Flutmulde Rees seit Baubeginn im Frühherbst 2009 oberstes Gebot.
Damit der künstlich angelegte, rund drei Kilometer lange Bypass zum Rhein sich nahtlos ins Umfeld einfügt und die Natur nicht stört, sondern eher bereichert, scheut das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg-Rhein keine Mühen und Kosten.
Ein projektbegleitendes Monitoring gewährleistet regelmäßige Kontrollen und Bewertungen. Ein Bestandteil dieses Mess- und Beobachtungsprogramms ist die Erfassung der Vogelwelt, die an der Flutmulde von herausragender Bedeutung ist. Nach den jährlichen Untersuchungen seit 2010 war es in den vergangenen Monaten wieder so weit: Bei der jüngsten Zählung von Zugvögeln und Wintergästen war Sven Stadler von der beauftragten Pöyry Deutschland GmbH von Anfang November 2013 bis Ende Februar 2014 an der Flutmulde unterwegs. In diesem Zeitraum beobachtete und erfasste er jeweils einmal pro Woche auf einer 325 Hektar großen Fläche die Vogelwelt. Dabei kamen ein sogenanntes Spektiv zum Einsatz, eine Art Riesenfernrohr auf einem Stativ, und ein Handzähler, der eine Blockzählung der Schwärme ermöglicht.
Die Ergebnisse können sich sehen und hören lassen: Gezählt wurden insgesamt 7.492 Wasservögel und 50.804 Gänse. Bei den Wasservögeln waren Enten mit zwölf Arten am häufigsten vertreten. Zu ihnen gesellten sich Möwen, Watvögel, Rallen, Lappentaucher, Kormorane, Grau- und Silberreiher. Sogar einen Seeadler hatte es auf der Jagd einmal an die Flutmulde gezogen. Insgesamt wurden bei den Wasservögeln 27 Arten gezählt. Das sind 14 Arten mehr als bei der letzten Zählung der Biologischen Station im Kreis Wesel innerhalb der gleichen Gegend in den Jahren 2010/2011.
„Das freut uns natürlich sehr“, erwähnt Peter Kleine, Bauleiter beim Großprojekt Flutmulde Rees. „Offensichtlich wird das Gebiet trotz
Baubetrieb von einer hohen Anzahl an Rastvögeln und Wintergästen genutzt. Spannend wird die geplante Arten-Zählung nach dem Ende des Bauprojekts.“
Bei den über 50.000 Gänsen waren fünf Arten vertreten, außerdem drei Arten der Halbgänse. Die Blässgans, eine arktische Wildgans, kam mit 81 Prozent am häufigsten vor. Ihr folgte die Graugans mit 14 Prozent. Außerdem schnatterten Saat-, Kanada- und Weißwangengans an der Flutmulde. Höhepunkt der Untersuchung bildete für Sven Stadler die Sichtung einer Riesentafelente. Während einer Hochwasserphase war er im Boot auf der Flutmulde unterwegs, als er sie mit dem Fernglas entdeckte und Fotos machen konnte. Aus Nordamerika stammend, „ist das eine extrem seltene Vogelart in Europa. Und die Reeser Riesentafelente ist die erste in ganz NRW“, erklärt Sven Stadler. Er meldete der Avifaunistischen Kommission der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft den Nachweis, den diese inzwischen anerkannt hat. Ebenfalls bemerkenswert: Drei Große Brachvögel wurden bei der Rast auf einer flutmuldennahen Grünlandfläche beobachtet. Der Große Brachvogel ist bundesweit vom Aussterben bedroht und gilt landesweit als eine stark gefährdete Art. Die regelmäßig im Untersuchungsgebiet gesichtete Brandgans steht auf der roten Liste der wandernden Vogelarten Deutschlands als eine vom Erlöschen bedrohte Art.
Allein diese Beispiele machen deutlich, wie wichtig dieser Teil des Vogelschutzgebiets „Unterer Niederrhein“ für die Vogel- und Pflanzenwelt ist. Deshalb sind im Bereich der Flutmulde Angeln, Grillen und Bootsfahrten verboten. Das WSA Duisburg-Rhein hofft und setzt auf das Verständnis der Menschen, damit dieser Lebensraum für die Tier- und Pflanzenarten bewahrt wird. So können sich die Natur, Flora und Fauna auch zukünftig ungestört entfalten.

Bildrechte: Sven Stadler, Pöyry Deutschland GmbH Bildquelle:Sven Stadler, Pöyry Deutschland GmbH

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